Egal, mit wem ich rede, seit 2022 beschäftigt alle das Gleiche:

  • Ist der Umsatz bei dir auch so schlecht?
  • Wie und wo findest du deine Kund*innen?
  • Klappt das mit der Insta-Community bei dir?
  • Warum rankt mein Blog immer noch nicht?

Oder kurz: Was mache ich eigentlich falsch? Bei allen klappt es, nur bei mir nicht!

Ist das nicht unglaublich?!

Und gleichzeitig sehen wir online immer wieder die glitzernde Welt, die uns schnelles Wachstum, sichere Einkünfte und (am besten) sechsstellige Umsätze zeigt – alles andere ist schließlich nur ein Hobby?

Ja, es gibt die Menschen, die sich selbstständig machen und innerhalb von wenigen Wochen ausgebucht sind oder schon innerhalb des ersten Jahres guten Umsatz machen. Das kann klappen – keine Frage. Häufig sind das allerdings auch Menschen, die zum Beispiel

  • vorher bereits in der Branche tätig waren und aus ihrer vorherigen Festanstellung heraus schnell einen Kundenstamm aufbauen können
  • oder aus Weiterbildungen oder ebenfalls der Festanstellung jahrelanges Fachwissen mitbringen, das es ihnen erlaubt sich schnell als Expert*innen zu positionieren.

Das ist nichts Schlechtes, sondern total super – aber gleichzeitig geht es vielen anderen Menschen eben nicht so!

Also lass uns gemeinsam auf 4 Gründe schauen, warum du vielleicht nur langsamer vorankommst als du zunächst gedacht oder gehofft hast.

Online-Marketing lernen kostet Geld und Geld

Zum Glück gibt es inzwischen für alles einen Onlinekurs, sodass du ganz leicht neue Fähigkeiten erlernen kannst. Oder?

Tatsächlich ist es doch so, dass wir gerade zu Beginn unserer Selbstständigkeit unglaublich viel Zeit und Geld in den Ausbau unseres Fundaments stecken. Zu Beginn suchen wir Antworten auf unsere Fragen:

  • Wie funktioniert eigentlich Instagram?
  • Oder bin ich auf LinkedIn besser aufgehoben?
  • Ab wann brauche ich eine eigene Website und wer erstellt mir die?
  • Wie sieht es mit Branding und Vorlagen aus? Muss ich die selbstmachen oder kann ich mir dabei helfen lassen?
  • Wie lerne ich bloggen, podcasten oder YouTube Videos zu erstellen?
  • Soll ich gleich ein digitales Produkt erstellen?

Für all das und noch viel viel mehr können wir uns einen Onlinekurs besorgen, der (meist) damit wirbt, dass mit ihm endlich die Kunden und Umsätze kommen.

Großes Aber: Mit den Kursen (oder dem Coaching, oder dem Mentoring) gehen wir in Vorleistung! Ob und wann wir durch mehr Kund*innen und höhere Umsätze die Kosten wieder reinholen, ist zunächst noch unklar. Das heißt also: In den allermeisten Fällen kostet uns unser Business-Fundament Geld.

Außerdem fallen die Ergebnisse nicht einfach vom Himmel: Stattdessen müssen wir ganz schön viel Zeit investieren, und dass immer und immer wieder. Klar, gehört zur Selbstständigkeit dazu. Trotzdem ist das Zeit, die wir nicht mit Kund*innenprojekten verbringen und daher kein Geld verdienen.

Genaugenommen zahlen wir am Anfang also zweimal: Mit unserem Geld und mit unserer Zeit.

Marketing-Methoden gezielt und gekonnt anwenden kostet Zeit

Moment Mal, wir haben doch gerade schon über Zeit geredet?! Ja – über die Zeit, die du brauchst, um dir neues Wissen anzueignen. Hinzu kommt die Zeit, die du benötigst, um regelmäßig Marketing, Buchhaltung, Backoffice, etc. zu rocken.

Es gibt einfach unglaublich wenige Informationen darüber, was denn genau wie viel Zeit in Anspruch nimmt, innerhalb der Selbstständigkeit.

  • Wie lange brauche ich pro Woche für die Kundenakquise und Erstgespräche?
  • Wenn ich bloggen, Newsletter schreiben und vielleicht auch Social Media nutzen will – wie viel meiner Zeit geht dafür drauf?
  • Was ist mit dem langweiligen Bürokram – Rechnungen, E-Mails schreiben und Co?
  • Und wenn das alles abgehakt ist: Wie sieht es eigentlich mit Weiterbildungen aus? Denn auch wenn das Fundament steht, lernst du wahrscheinlich regelmäßig Neues dazu.

Ganz selten und ganz grob findest du online Angaben dazu: Genau so viel Zeit wie für die Kundenarbeit solltest du auch für deine eigene Selbstständigkeit verwenden. Bei einer 40-Stunden-Woche wären das 20 Stunden – ganz schön viel, oder?!

Dazu kommt: Die 40-Stunden-Woche ist ein Mythos! Ich komme selbst zu meinen besten und fittesten Zeiten nicht auf 40 Stunden reine Arbeitszeit. Ich kann mich um 9 Uhr an den Schreibtisch setzen, nur um zwischendurch doch einen Kaffee zu brauchen oder den Kopf einmal mit frischer Luft durchzupusten.

In der Festanstellung ist das Zeit, die ich in der Kaffeeküche verbringe oder in der ich „hach, mal geschwind Ablage mache“ – nichts geht über 30 Minuten Dokumente lochen, um dem Kopf eine Pause zu gönnen!

Und in der Selbstständigkeit? Ist das Zeit, in der ich eventuell denke: „Boah, ich kann mich nicht konzentrieren, aber ich sollte doch noch…“

Dieses Gefühl erzeugt jede Menge Druck.

Bis dein Marketing wirkt, vergeht noch mehr Zeit

Bis du mit deinem Blog anfängst auf Google zu ranken vergeht ein halbes Jahr – selbst, wenn du regelmäßig bloggst. Bis du auf Instagram eine Community aufbaust und Kommentare auf deine Beiträge bekommst, kannst du mit mehreren Monaten rechnen.

Hinzu kommt: Am Anfang dauert immer alles länger! Bis du selbst deine eigenen Prozesse festgelegt und herausgefunden hast, wie lange du brauchst, werden einige Monate vergehen.

Solange hast du das Gefühl, du schreist in den leeren Raum und es kommt nichts zurück. Das musst du aushalten können – ohne, dass du Selbstzweifel bekommst und dein Vorgehen änderst, bevor du Erfolg haben kannst.

Denn genau darüber redet niemand. Bei den anderen läuft es scheinbar immer gut. Bis du nachfragst, und plötzlich alle erzählen: Oh, ich bin mir total unsicher. Oh, mein Umsatz ist gar nicht gut. Oh, vielleicht hätte ich mich doch auf ein anderes Thema spezialisieren sollen.

Sichtbar werden kostet Mut

Sichtbar werden kostet Mut. Und zwar nicht nur „dann musst du halt aus deiner Komfortzone raus und dich einfach trauen“-Mut.

Sichtbar werden ist für viele von uns ein viel größeres Thema, mit Fragen wie:

  • Was, wenn ich nicht gut genug bin?
  • Was, wenn mich alle für eine*n Hochstapler*in halten?
  • Was, wenn mein Wissen stimmt aber meine Umsetzung einfach nur peinlich ist?
  • Was, wenn es doch gefährlich ist, wenn die Leute mich wahrnehmen?
  • Was, wenn ich mit meiner Persönlichkeit anecke und ganz viel Zurückweisung und Hass erfahre?

Und ganz ehrlich: Es ist doch total unzureichend, darauf mit „dann trau dich halt“ zu reagieren! Das sind doch Themen, die ganz tief sitzen und die für manche von uns – aufgrund unserer persönlichen Geschichte oder verschiedenen Diskriminierungserfahrungen – viel schwieriger auszuhalten sind!

Es komplett und völlig in Ordnung, wenn du dich lieber unter deiner Decke verstecken willst, anstatt auf Instagram in die Story zu sprechen oder deine Über-Mich-Seite zu schreiben. Und es ist ebenfalls in Ordnung, wenn du dich nur in ganz kleinen Mini-Schritten nach vorne wagst.

Meine Erfahrung: Gelassenheit und Entspannung lassen sich nicht erzwingen. Je mehr du dich unter Druck setzt, desto langsamer geht es vorwärts.

Fazit: Lasst uns bitte öfter Klartext reden!

Das hier soll keine Wutschrift gegen die Selbstständigkeit werden. Ich liebe meine Selbstständigkeit, mit allen ihren Ecken und Kanten!

Trotzdem finde ich es wichtig, dass wir auch mal Licht in die dunklen Ecken scheinen. Damit sich jede und jeder von uns mit den eigenen Zweifeln nicht mehr so alleine fühlt.